Freitag, 04.10.2019 – Tag 2 bei den Donaldisten

Freitag, 04.10.2019 – Tag 2 bei den Donaldisten

Soll: Rad 1,5h GA1

Ist: Rad.
Ich bin um neun Uhr mit Udo in Kona am Pier verabredet und nachdem die Nacht um zwei Uhr zu Ende ist, stellt sich das Problem, die Zeit bis dahin zu überbrücken.
OK, wir sind nicht um zwei aufgestanden, weil da gibts hier wirklich nix zu tun, außer den Fröschen bei ihrem Gebrüll zuzuhören.
Übrigens: ich hatte ganz vergessen, dass die Frösche regelmäßig von einem Hahn abgelöst werden. Ist also nicht so, dass hier gegen fünf Uhr Grabesstille einkehren würde.
Aber ich schweife ab.
Heute macht sich ein kleiner Planungsfehler bemerkbar: unsere Unterkunft ist zu weit von Kona weg, als dass man dort mit dem Rad hinfahren könnte. Außerdem ist die Straße dorthin zum Teil in erbärmlichen Zustand und spätestens beim Rückweg würden mir sämtliche Körner ausgehen, denn es geht stramm den Berg hinauf.
Also muss das Rad zerlegt und ins Auto verfrachtet werden. Sollte es mal regnen, wäre auch das keine Option mehr – es sei denn, der Nachwuchs bleibt zu Hause.
Heute regnet es jedoch nicht und so fahren wir zu dritt samt Fahrrad nach Kona. Vor Ort baue ich wieder alles zusammen. Räder rein, Sattelstütze rein, an einer öffentlichen Luftpumpe versucht, acht Bar in die Reifen zu bekommen und dann ab zum Treffpunkt.
Udo ist pünktlich und so fahren wir los.

An der ersten roten Ampel steige ich links aus dem Pedal, als meine Sattelstütze meint, meinem Gewicht nachgeben zu müssen und auf Tauchstation geht. Dieser plötzliche Verlust der Sitzgelegenheit bleibt natürlich nicht folgenlos und mein Gewicht verlagert sich schlagartig nach rechts, wo aber der Fuß noch im Pedal festhängt.

So kommt, was kommen muss: ich verabschiede mich langsam nacht rechts und liege im nächsten Moment auf dem Asphalt.
Schmerzhafte Angelegenheit und das Blut läuft sowohl am Knie, als auch am Ellenbogen.
Jetzt ziehe ich die Sattelstütze richtig fest und wir fahren los.
Zuerst fährt Udo noch vorne, aber so richtig schnell kommt mir das nicht vor, weshalb ich bei nächster Gelegenheit nach vorne gehe und das Tempo deutlich erhöhe.
Nach ein paar Kilometern merke ich dann aber doch, dass ich es jetzt vielleicht etwas übertreibe. Um nicht auf einmal das Tempo wieder zu verringern, nutze ich eine auf gelb springende Ampel. OK, man hätte locker durchfahren können, aber so wäre ich nicht von dem hohen Tempo wieder runter gekommen. Also bremsen wir auf null runter und fangen quasi nochmal von vorne an. Mit jetzt gemächlicherem Tempo fahren wir weiter.

Bei Udo standen heute 60km auf dem Zettel und scherzhaft hatte ich vorher noch gesagt, dass das ja genau zu meinen 1,5 Stunden passen würde. Auf den ersten zwanzig Kilometern sah es auch genau danach aus. Dann kam der Wind.
Fuhren wir vorher noch mit ca. 40 Sachen, verringert sich unser Tempo jetzt auf 20 km/h und wir haben echt zu kämpfen, um dem Wind die Stirn zu bieten.
Irgendwann sind die 30km zum Glück rum und wir drehen um.

Jetzt kommt der Wind von hinten, womit auch die kühlende Wirkung des Windes entfällt. Meine Fresse, was für eine Hitze. Ich habe das Gefühl, irgendjemand hat die Heizspirale auf höchste Stufe gestellt und grillt mich jetzt.
Und während Udo locker vorne weg fährt, suche ich jetzt immer öfter seinen Windschatten und versuche, an ihm dran zu bleiben. Ich schwitze wie die Sau und mir läuft der Schweiß in die Augen. Ich muss anhalten, setze den Helm ab und kühle mich mit Wasser aus meiner Flasche. Das hatte ich vorher noch aus dem Kühlschrank geholt. Es war zwar mittlerweile auch schon recht warm, dafür konnte ich den Schweiß aus den Augen spülen.
Fahre jetzt mittlerweile im Notprogramm hinter Udo hinterher und als wir kurz vor Kona sind (mittlerweile stehen 57 km auf der Uhr) geht gar nichts mehr bei mir. Ich muss stehen bleiben. Mir ist schwindelig, ich bin total wackelig auf den Beinen und würde mich am liebsten hinlegen. Aber: hier ist nix zum Hinlegen, außer auf die Straße. Es gibt nirgends Schatten und die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel.
So stehen wir ca. 15 Minuten am Straßenrand, während ich meine Iso-Vorräte austrinke und versuche, wieder fest auf den Füßen zu stehen.
Da wir hier nicht stehen bleiben können, steige ich wieder aufs Rad und kann zumindest so treten, dass wir voran kommen.
Am nächsten Supermarkt (OK, es war ein Ökomarkt) halten wir an und ich gehe rein, um mir eine Cola zu kaufen. Finde keine und frage einen Verkäufer, ob sie Coke haben. Der antwortet nicht, obwohl ich direkt neben ihm stehe. Ich frage ihn nochmal, sage zur Sicherheit Coca Cola (vielleicht kennt er den Begriff Coke nicht), als er sich zu mir umdreht und mich anguckt, als hätte ich nach einem Pornoheft gefragt.
Nein, sie hätten kein Coca Cola.
OK, ich bin nicht festgelegt deshalb frage ich nach Pepsi.
Gleiche Antwort: es gibt auch keine Pepsi.
Ich verstehe. Kein Food von Großkonzernen.
Auf meine Frage, ob er was Vergleichbares mit viel Zucker hat, verweist er mich nur an das Kühlregal.
Scheinbar sah ich schon nicht mehr ganz so scheiße aus, denn sonst hätte er meine Notlage erkannt und sich darum gerissen mir zu helfen.
Bilde ich mir jedenfalls ein.
Mit einer Mangolimonade und einem Haferriegel verlasse ich den Laden wieder und kurze Zeit später würde ich am liebsten die Tour noch einmal fahren.
Udo will allerdings nicht mehr und ich glaube, das war auch gut so.

Morgen stehen 3h Rad und 30 min Koppellauf auf dem Zettel.
Da ich mir nicht vorstellen kann, warum das nicht morgen in einem ähnlichen Desaster endet, verabrede ich mich mit Udo für sieben Uhr am Pier zum schwimmen.

Rad kann ich ja irgendwann anders mal wieder fahren….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.