Three Peaks Bike Race 2024
Das Three Peaks Bike Race – kurz TPBR – ist ein self-supported bikepacking Rennen von Wien nach Nizza. Three Peaks deshalb, weil drei Kontrollpunkte bzw. Parcoure angefahren werden müssen. Die Kontrollpunkte befinden sich dann meistens auf irgendeiner Anhöhe.
In diesem Jahr sind das ein Parcours in den Dolomiten mit dem Monte Grappa, der Grimselpass und ein Parcour in den Vogesen mit der Erhebung „La Planche des Belles Filles“.
Diese Parcoure / Kontrollpunkte konnten in beliebiger Reihenfolge und Richtung angefahren werden, so dass sich bei der Tourenplanung viele verschiedene Optionen ergaben, die sich nur marginal in Länge und Dauer unterschieden.
Ich hatte also die Qual der Wahl und überließ letztendlich dem Wetter die Entscheidung darüber, wie ich fahren würde.
Die Anreise
Ich hatte mich zwar schon frühzeitig um eine Bahnverbindung nach Wien gekümmert, scheinbar aber nicht früh genug, denn eine Anreise einen Tag vor dem Rennen war aufgrund fehlender Fahrradstellplätze im Zug nicht möglich. Also Anreise am Donnerstag in einem Zug, der von Darmstadt direkt nach Wien fuhr – ohne Umsteigen, dafür mit ewig vielen Zwischenstopps.
In der Praxis sah das dann so aus: Ich bin etwa 20 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt am Bahnhof und warte mit zahlreichen Mitreisenden auf den Zug, der ab Frankfurt fuhr und somit eigentlich relativ pünktlich kommen sollte.
Kontrollblick zur Anzeigetafel: 30 Minuten Verspätung 🙁
Kurz darauf Durchsage, dass der Zug hinter einem defekten Zug feststecke – eine Stunde Verspätung 🙁 🙁
Ich ziehe mich wieder ins Bahnhofsgebäude zurück, weil es mir am Gleis zu kalt ist. Dort suche ich den Zug vergeblich auf der Anzeigetafel. Kurze Rückfrage beim Infopunkt der DB und die Antwort, dass der Zug Darmstadt und div. andere Käffer auslässt und erst wieder in Heidelberg zugestiegen werden könne. Das allerdings in etwa 20 Minuten und – so seine Auskunft – das für mich wohl nicht mehr erreichbar sei 🙁 🙁 🙁
Er stellte mir dann noch eine Bescheinigung aus, dass der Zug ausgefallen ist und überließ mich meinem Schicksal.
Einen Zug mit Fahrradstellplatz konnte ich wohl vergessen – blieb also nur noch, mit 49€ Ticket die Bummelzugalternative zu wählen. Also nahm ich die nächste S-Bahn nach Frankfurt und dann weiter mit der Regionalbahn nach Würzburg. Dort hatte ich längere Zeit bis der nächste Zug geht und versuchte mein Glück im Reisezentrum der Bahn. Der nette Herr dort konnte mir zwar auch keinen Zug reservieren, meinte aber, ich solle einfach mal den Zugbegleiter des nächsten ICE fragen – vielleicht ist ja ein Fahrradplatz frei, weil jemand nicht gekommen sei. Und wenn ich keinen Zugbegleiter finde, solle ich einfach so einsteigen. Rausschmeißen könne er mich ja frühestens in Nürnberg – dem nächsten Halt des Zuges. DAS fand ich endlich mal eine kundenorientierte Idee. Neues Ticket brauchte ich auch keins. Da mein ursprünglicher Zug ausgefallen war, gab es für mich keine Zugbindung mehr 🙂
Also den nächsten ICE nach Wien angesteuert und siehe da: es war ein Radplatz frei 🙂 🙂
Auf Nachfrage hieß es dann aber, dass der ab Nürnberg reserviert sei, man aber schon eine Lösung finden würde. Das ließ hoffen. In Nürnberg ist dann tatsächlich ein weiterer Teilnehmer des Three Peaks eingestiegen. Ich hab dann die beiden Laufräder bei meinem Rad rausgemacht und alles zusammen in das Gepäckabteil gelegt. Hat keinen der Kontrolletties interessiert und so bin ich deutlich früher als geplant in Wien angekommen 🙂 Merke: einfach Laufräder rausmachen – dann kann man sein Rad scheinbar problemlos auch ohne Reservierung mitnehmen.
Freitag
Gestern also gut in Wien angekommen und die Pension bezogen. Abends hab ich mich dann noch mit Martin Neitzke – ebenfalls aus Darmstadt – getroffen und eine Pizza gegessen. Heute stand die Abholung der Startunterlagen und noch eine kleine Erkundungstour auf dem Programm. Rad-Check war schnell erledigt. Ich hatte meine Reflektoren für die Knöchel zu Hause vergessen und bin extra noch in ein Radgeschäft, um mir welche zu kaufen. Hätte ich mir auch sparen können – wurde nicht kontrolliert.
Danach bin ich dann zu einer Runde in die umliegenden Hügel aufgebrochen. Das hab ich gemacht, weil ich a) nicht genau wusste, was ich den ganzen lieben langen Tag machen soll und b) weil ich ein paar Quaeldich.de Pässe für die Passjagd bezwingen wollte. Die Tour wurde dann aber leider auch ziemlich anstrengend, weshalb ich mir nicht so ganz sicher war, ob das meine beste Idee war.
Am Abend habe ich mich dann mit ein paar anderen Teilnehmern getroffen, um gemeinsam zu essen und Fußball zu gucken – danach gings zurück in die Pension.
Samstag
Mein Start war erst um halb zwölf, da nach Anfangsbuchstaben des Vornamens im Alphabet gestartet wurde und da ist das „T“ ziemlich weit hinten 🙁
Als ich nicht mehr so recht wusste, was ich noch in der Pension machen soll, habe ich mich auf den Weg zum Start gemacht. Zu früh wollte ich aber auch nicht da sein, denn es war schon vormittags ganz schön warm und im Startbereich gab es keinen Schatten – das wusste ich noch vom letzten Mal.
Also habe ich noch die Bekannten verabschiedet und bin dann selbst um halb zwölf gestartet. Es geht zunächst flach aus Wien raus. An der ersten nennenswerten Steigung musste ich feststellen, dass es a) wirklich keine gute Idee war, gestern die anspruchsvolle Strecke gefahren zu sein und b) alle hochmotiviert (übermotiviert?) dermaßen flott in die Steigung fuhren, als sei das Rennen kurz danach zu Ende. 😮
Der vom Veranstalter vorgegebene Startparcours erwies sich echt als harte Nuss. Das lag an der Strecke selbst, die deutlich mehr unangenehme Steigungen aufwies als ich vermutet hatte, am permanenten Gegenwind, der einen gut ausgebremst hat und an der Hitze, die man jedoch aufgrund des Gegenwindes nicht so sehr spürte, die aber dafür sorgte, dass ich schon nach ca. 60km dehydriert war. Mehr als 120 Watt treten, bei einem Puls von 150 Schlägen waren ein eindeutiges Zeichen, dass hier etwas komplett schief läuft.
Nach einer längeren Pause im Schatten, viel Wasser und einer halben Tüte Gummibärchen ging es endlich weiter. Meine Zwischenzeit nach dem Parcours war entsprechend grottig – Platz 133.
Nun ging es weiter Richtung erstem Kontrollpunkt, dem Monte Grappa. Ich wählte die Anfahrt über Norditalien, da es weiter nördlich regnen sollte.
Sonntag
Bis ca. zwei Uhr morgens bin ich gefahren, dann habe ich auf einem Spielplatz meinen Schlafsack ausgebreitet. So richtig schlafen konnte ich allerdings nicht und so bin ich nach einer Stunde weitergefahren. Als es schon wieder hell war, bin ich auf Martin gestoßen, der auf einer Bank geschlafen hatte und sich gerade bereit zur Weiterfahrt machte. Er ist von dem einsetzenden Regen geweckt worden (von wegen auf der Südroute bleibt es trocken). Ich habe dann ebenfalls meine Regenklamotten übergezogen und hab Martin fahren lassen.
Bei Villach war ich dann aber so müde, dass ich mich nochmal kurz hinlegen musste. Ich hatte einen ruhigen Platz an der Hochschule für Touristik gefunden 🙂
Nach einer Stunde bin ich dann wieder weiter und über die Österreichisch/Italienische Grenze. Dort bin ich auf den Alpe-Adria Radweg eingebogen. Laut Komoot-Planung würde ich dort zwar länger unterwegs sein, als wenn ich Straße fahre, weshalb ich bei der Planung lange überlegt habe, ob ich den Radweg nehmen soll, aber vor Ort muss ich feststellen, dass das die allerbeste Entscheidung war. Dieser Radweg ist einfach spitzenklasse. Immer leicht bergab, spitzen Asphalt, meistens schattig und kühl und vor allem kein Stress mit Autos, LKW’s und vor allem Motorrädern. Ab und zu hört man den Lärm der Straße und ich war total happy, dort nicht unterwegs sein zu müssen.
Eine Klingel ist allerdings hilfreich, sofern man etwas fixer unterwegs ist.
Zum Radfahren auf italienischen Straßen hatte ich schonmal was geschrieben: es hatte sich nichts geändert 🙁 Man wird mit minimalem Seitenabstand aber mit hohem Tempo überholt und würde die Autofahrer am liebsten aus ihren Karren rausziehen oder ihnen mindestens eine Beule in den Kotflügel treten. Nahtoderfahrungen am laufenden Stück. Das war dann für mich auch der Grund, vom CP1 zu CP2, dem Grimselpass nicht über Norditalien, sondern durch die Alpen zu fahren. Ich glaube, diese permanente Angst, gleich vom Rad gestoßen zu werden, hätte ich mental nicht ausgehalten. Das deckte sich auch mit den Erfahrungen anderer Mitfahrer, die zwar meinten, irgendwann stumpft man ab, aber wenn es sich vermeiden lässt, besser einen großen Bogen um Italien machen.
Aber zunächst musste ich ja erst den CP1 – Monte Grappa – erreichen. Dieser war eingebettet in einen Parcours, der vom Veranstalter vorgegeben war und komplett gefahren werden musste.
Ich bin kurz vor Einbruch der Dunkelheit am Start des Parcours, welcher gleichzeitig der Beginn der Steigung war, angekommen. In Serpentinen schraubt sich die Straße nach oben und macht den Blick frei, über eine dicht besiedelte Ebene. Es sind im Grunde keine einzelnen Dörfer auszumachen, weil die gesamte Ebene beleuchtet ist.
Nach ein paar Kehren war dann allerdings Schluss. Ich war so müde, dass ich unbedingt schlafen musste. Und weil ich keinen wirklich geeigneten Schlafplatz gefunden habe, hab ich meinen Schlafsack einfach neben der Straße im Gras ausgebreitet.
Montag
Nach etwa zwei Stunden kann ich nicht mehr schlafen und fahre weiter. Nach etwa 300 Metern mache ich ein verlassenes Haus an der Straße mit 1A Schlafmöglichkeit aus. Aber woher soll man das vorher wissen?
Um viertel vor vier im Dunkeln bin ich bei CP1 angekommen – jetzt schon auf Platz 55. 🙂
Dass ich so viele Plätze gut machen würde, war schon klar. Bis zum CP1 war die Strecke relativ flach, so dass ich mit meiner bergauf-Schwäche nicht so viele Körner lassen musste. Außerdem hatte ich bis hierhin nur etwa vier Stunden Schlaf. Den Platz werde ich vermutlich nicht halten können.
Aber erstmal geht es weiter auf dem Parcour Richtung Passo del Manghen – der erste 2000er auf der Strecke.
Auf der Abfahrt vom Monte Grappa bin ich jedoch so müde, dass mir immer wieder kurz die Augen zufallen, bzw. ich sehr unkonzentriert fahre. Und so übersehe ich ein Schlagloch und bekomme einen Platten am Vorderrad. Bin so müde, dass ich mit der Situation komplett überfordert bin und einige Minuten brauche, um mich zu organisieren. Neuen Schlauch rausgeholt und festgestellt, dass das Ventil etwas zu kurz ist, um die Pumpe drauf zu kriegen. Planungsfehler 🙁
Also das Flickzeug rausgekramt und das Loch mit einem Flicken repariert. Das hat sogar bis zum Ende gehalten 🙂
Als ich dann aus der Abfahrt raus war, habe ich mir erneut einen Schlafplatz gesucht – und gefunden. Hier habe ich erneut etwa zwei Stunden geschlafen und fühlte mich danach schon deutlich besser.
Nun ging es in die Auffahrt zum Passo del Manghen und ich muss sagen, das Ding ist schon ein Brett. Die Steigung beträgt permanent 10%. Das ist jetzt nicht soo wahnsinnig viel, aber bei anderen Pässen hat man auch mal einen Kilometer mit „nur“ fünf bis sechs Prozent. Hier nicht. Dazu kam drückende Hitze und bei mir dann irgendwann auch Probleme mit meinem iPhone. Es ließ sich nicht mehr laden, weil angeblich Wasser in die Ladebuchse gelangt sei. Es hatte allerdings nicht geregnet…
Nach dem Pass kam eine längere Abfahrt, dann war der Parcours zu Ende und ich fuhr Richtung Bozen weiter. In der Ebene angekommen war es so heiß, dass eine nasse Radhose innerhalb von höchstens einer halben Stunde trocken gewesen wäre – nicht so die Ladebuchse meines iPhones. Es weigerte sich nach wie vor, geladen zu werden. Ich habs mit Ladegerät, Powerbank und USB-Lader meines Nabendynamos probiert, dann noch mit zwei verschiedenen Ladekabeln – nichts hat funktioniert. So hab ich die letzten Prozente genutzt, in Bozen ein Hotel zu buchen. Vielleicht ergibt sich dort ja die Möglichkeit, alles wieder zum Laufen zu bekommen.
Ich war super genervt und schlecht gelaunt 🙁 🙁 🙁
Im Hotel habe ich ausgiebigst geduscht (hab mich schon vor mir selbst geekelt) und anschließend eine große Pizza und zwei Hefeweizen beim Pizzadienst bestellt. Als ich beides vor mir hatte, war ich der glücklichste Mensch der Welt und fragte mich, warum ich eigentlich immer solch einen Scheiß mache, wenn das Leben mit Pizza und Bier doch so schön sein kann.
Dienstag
Mein iPhone ist tot. Laden hat auch im Hotel nicht funktioniert. Dafür waren meine Powerbank und mein Tacho geladen. Am Ladegerät lag es also nicht. Ich frage mich, ob es Sinn macht, ohne Telefon weiter zu fahren, bzw. was meine Optionen sind. Hotels vorab buchen, Rückfahrt mit Flixbus buchen – ohne Telefon keine Option. Ich brauche also irgendein Telefon, um weiterfahren zu können. Billiges Android-Telefon? Wie sollte ich das einrichten? Hab meine ganzen Zugangsdaten auf dem iPhone gespeichert.
Da ich gestern schon mit dem Rennen abgeschlossen hatte, bzw. vom Race-Mode in den Adventure-Mode übergegangen war, gönnte ich mir den Luxus eines Frühstücks im Hotel. Danach machte ich mich auf den Weg. Ich würde auf jeden Fall noch CP2 – also Grimselpass fahren. Danach vielleicht noch CP3 und von dort nach Hause – keinesfalls nach Nizza, weil ich von dort nur schwer wieder wegkommen würde.
Mir blieb noch die Option, das Telefon reparieren zu lassen – aber wo? Ich hatte ja kein Google Maps, um einen Reparaturbetrieb zu finden.
In irgendeinem Dorf bin ich dann an einem Elektronikladen vorbei gekommen. Was, wenn sich das Telefon per wireless charging aufladen ließ? Mit der sehr netten Verkäuferin habe ich versucht, das Telefon zu laden, aber auch das funktionierte nicht. 🙁
Also weiter ohne Telefon.
Erst den Ofenpass, den zweiten 2000er auf meiner Tour, dann den Albulapass. Da es jetzt langsam dunkel wurde, wollte ich mir erneut ein Hotel suchen, aber das war ja jetzt etwas schwieriger. Beim ersten Hotel stand draußen ein Schild: „Zimmer frei – pro Person 43 Franken“
Also rein und gefragt. Antwort: alles belegt. 🙁
Zweites Hotel, pro Person 46 Franken, Antwort siehe oben. 🙁 🙁
Wie soll ich auf der weiteren Reise ein Zimmer bekommen, wenn ich nicht weiß, in welcher Straße ich danach suchen soll und wenn ich dann immer abgewiesen werde, sobald ich dreckig, stinkend bei denen auf der Matte stehe?
Begebe mich dann zu einem türkischen Imbiss, in dem ich zwei Mitfahrer, einen Deutschen, einen Österreicher treffe. Hier esse ich die teuersten und schärfsten Pasta Pomodore meines Lebens und trinke eine kleine Cola für vier! Euro.
Schweiz eben 🙁
Zuerst macht sich der Österreicher wieder auf den Weg. Er hat Zeitdruck, weil er bis Sonntag im Ziel sein muss. Am Montag muss er wieder arbeiten. Sein Problem ist aber, dass seine DI2 Schaltung geladen werden muss. Und das geht bei der neuen DI2 ja bekanntlich nicht mehr während der Fahrt.
Dann mache ich mich auf den Weg. Ich komme immer wieder an Stellen vorbei, wo ich eigentlich meinen Schlafsack ausbreiten könnte. Aber meine Müdigkeit ist in der Zwischenzeit verflogen und ich möchte gerne auch noch den Oberalppass fahren. Wäre da nicht das ständige Wetterleuchten in Fahrtrichtung, würde ich mich deutlich besser fühlen. Wetterbericht checken? Geht ohne Telefon nicht 🙁
Irgendwann treffe ich auf einen anderen Teilnehmer. Den scheint es total zu irritieren, dass man sich für das Wetter interessiert. Jedenfalls muss er erstmal umständlich auf seinem Telefon nach der Wetter-App und dann nach dem aktuellen Standort suchen. Seiner Meinung nach, ist das Gewitter nicht in unmittelbarer Nähe. Also weiter fahren.
Irgendwann werde ich von dem Deutschen von der Imbiss-Pause eingeholt und wir fahren zu zweit den Pass. Er sabbelt in einer Tour, was die Fahrt sehr kurzweilig macht. Außerdem sind wir die einzigen auf der Straße. Eigentlich traumhaft, wäre da nur nicht das ständige Wetterleuchten.
Im Stockdunkeln kommen wir oben am Pass an, ziehen uns die Windjacken an und fahren bergab Richtung Andermatt.
Dort angekommen, ziehen wir uns in das EC-Hotel einer örtlichen Bank zurück. Die EC-Automaten machen zwar einen Höllenlärm (Irgendwelche Lüfter – keine Ahnung warum), dafür ist es warm und trocken.
Mittwoch
Nach drei Stunden Schlaf werde ich wach und mache mich daran, meine Sachen zu packen. Meinen Mitfahrer scheint das nicht zu stören – er schläft tief und fest weiter.
Nun geht es zuerst auf den Furkapass und dann weiter zum CP2, dem Grimselpass.
In der Frühe sind schon einige Mitfahrer unterwegs und so dauert es nicht lange, bis ich auf einen Franzosen auffahre und mich den Rest der Auffahrt unterhalten kann. Er spricht ausgezeichnetes Englisch (deutlich besser als ich), dafür kein Wort Deutsch, obwohl er vier Jahre in Aschaffenburg gelebt hat und jetzt seit zwei Jahren in Wien lebt.
Die Abfahrt vom Furkapass ist gut und schnell fahrbar.
Jetzt geht es noch ein paar Serpentinen hoch zu CP2. Und obwohl es noch sehr früh ist, sind zu dieser Zeit schon wieder unzählige Motorradfahrer unterwegs, die aber hauptsächlich zum Furka hochfahren. Außerdem noch ein Schweizer Porschefahrer, der die Strecke mit einer Rennpiste verwechselt hat und hier wilde Sau spielt 🙁
Als 64. in der Gesamtwertung komme ich am CP2 an und mache mich gleich an die Abfahrt.
Jetzt gibt es eigentlich nur noch kleinere Pässe zu fahren, aber der Verkehr ist teils so heftig, dass ich mich an italienische Verhältnisse erinnert fühle. Heftiger Gegenwind plagt mich und so bleibe ich bei einer Bank neben einem Bach stehen, um noch eine Weile zu schlafen.
In der ersten größeren Stadt komme ich an einem Handy-Reparaturshop vorbei. Ich schildere dem Herrn mein Problem. Er schließt das Telefon an sein Ladekabel an – und nichts passiert. Er erklärt mir, dass der Akku hin sei und er ihn tauschen könne. Kostet 140 Franken. In Ermangelung von Alternativen und glücklich, endlich eine Diagnose zu haben, willige ich ein.
Getrübt wird meine Freude, als er zu seinem Telefon greift, jemanden anruft, in einer mir unbekannten Sprache spricht und mich dabei immer so komisch anguckt.
Dann die Auflösung: er habe den Akku nicht da, könne ihn aber bestellen. Das würde nur einen Tag dauern.
Ich bedanke mich, nehme mein Telefon wieder an mich und fahre weiter.
In der nächsten größeren Stadt erneuter Versuch. Ich gehe rein, schildere mein Problem und warte auf Lösungsvorschläge. Der Herr schließt mein Telefon an sein Ladekabel an – und es lädt!!! 🙂 🙂 🙂
Ich erkläre ihn spontan zum kompetentesten Reparateur der Welt und verlange von ihm, dass er mir genau dieses Ladegerät samt Kabel verkauft.
Ich darf noch eine Weile bei ihm im Laden bleiben, um mein Telefon auf mindestens 50% aufzuladen. In der Zeit buche ich mir ein Hotel in Weil am Rhein – eins mit angeschlossener Gastronomie, so dass ich auch was zu essen bekomme.
Ich bin total euphorisch – endlich nicht mehr offline. Ich kann wieder mit meiner Familie chatten, telefonieren, Hotels buchen, Wetter checken und gucken, wer von meinen Bekannten wo auf der Strecke unterwegs ist. Und: ich freunde mich wieder mit dem Gedanken an, das Rennen hier zu Ende zu bringen. Nicht erneut ein DNF – welchen Grund sollte ich jetzt dafür vorbringen? Ich kann ja wieder meinen Flixbus buchen, um zurück nach Hause zu kommen. Zeit habe ich auch noch genug, denn ich bin eigentlich recht fix unterwegs.
Donnerstag
Nachdem ich gestern abend eine ausgiebige Dusche, ein sehr gutes Abendessen mit drei Hefeweizen, und heute ein reichhaltiges Frühstück hatte, mache ich mich auf Richtung Vogesen-Parcours mitsamt CP3.
Aber erstmal muss ich kurz vor dem Überfahren der Grenze nach Frankreich feststellen, dass ich meine Trinkflaschen im Hotel vergessen habe 🙁
Also 12km zurück und die Flaschen geholt.
Dann Richtung Grand Ballon gefahren. Zunächst noch über furchtbar schlechte Straßen durch furchtbar hässliche Dörfer ging es dann ziemlich lange über eine ganz kleine Straße durch dichten Wald. Oben angekommen, fing der vorletzte Parcours an. Zum Teil kannte ich den Parcours noch von meinem Transcontinental Rennen aus dem letzten Jahr (der Teil, der über die ehemalige Bahntrasse führte).
Der Aufstieg zum CP3 dem Planche des Belles Filles war auf den ersten Kilometern brutal steil.
Ich hatte vor meinem Start noch lange überlegt, ob ich die Übersetzung vom Gravel-Bike an mein Rennrad basteln soll und habe mich letztendlich dafür entschieden. Nicht nur hier war ich glücklich darüber, hinten ein Ritzel mit 44 Zähnen zu haben.
Als 89. kam ich am CP3 an – hatte also weiter Boden verloren.
Aber immerhin hatte ich jetzt alle Checkpoints erreicht und musste „nur noch“ bis zum Schlussparcours fahren und diesen dann ebenfalls schaffen. Aber der größte Teil der Reise war geschafft.
Also fuhr ich weiter ohne genauen Plan, wie weit ich heute fahren werde.
Diese Frage stellte sich dann in Besancon, wo sich mein Tacho mit Strommangel meldete. Leider hatte ich in meiner letzten Unterkunft vergessen, meine Powerbank zu laden und so viel Strom konnte mein USB Lader heute auch nicht hinein drücken. In Besancon war es schon dunkel und ich wusste nicht, wie weit ich noch kommen würde. Also buchte ich kurzfristig ein Hotel. Der Dame an der Rezeption teilte ich mit, dass ich gerne um fünf Uhr wieder los möchte – ob das ein Problem sei. Das sei kein Problem versicherte sie mir, denn der Empfang wäre die ganze Nacht besetzt.
Ich fragte deshalb, weil sie mein Rad in einen Radkeller eingeschlossen hatte. Ich hatte mir zwar den Zahlencode gemerkt, aber die Tür dahinter war mit einer Magnetkarte geöffnet worden.
Freitag
Um drei Uhr werde ich wach – ganz ohne Wecker – und stehe auf. Als ich meine Sachen zusammen habe, gehe ich runter zur Rezeption, wo aber niemand ist. Also rufe ich umher – ohne Antwort. Unten im Keller läuft irgendwo ein Fernseher. Ich gehe runter, finde aber niemanden.
Ich gehe raus, öffne die Tür mit dem Zahlencode, scheitere aber an der Tür mit dem Magnetkartenleser. Also kein Fahrrad 🙁
Auf dem Weg rein sehe ich außen eine Klingel. Ich klingel wie verrückt – keine Reaktion. Gehe in den Frühstücksraum und trinke erstmal einen Kaffee vom Automaten. Dann gehe ich wieder in mein Zimmer und rufe von dort die Rezeption an. Nach ungefähr 20 mal Klingeln, geht endlich eine verschlafene Stimme ran. Bingo.
Ein sehr verschlafener Nachtportier öffnet mir den Fahrradraum und guckt mir sichtlich irritiert hinterher.
Werde noch kurz Beobachter einer nächtlichen Polizeiaktion: ein Roller liegt mit laufendem Motor auf der Straße, etwas weiter weg suchen zwei Polizisten mit Taschenlampen scheinbar nach dem Fahrer, der mir ein kurzes Stück weiter auffällt, als er über ein Tor klettert. Fühle mich danach bei meiner Fahrt durch die dunkle Nacht deutlich unwohler 🙁
Dazu kommt, dass in der Ferne einige Gewitter auszumachen sind. Dank Telefon gecheckt, ob die mir gefährlich werden können, was eindeutig bejaht werden kann.
Stelle fest, dass ich zu wenig geschlafen habe und lege mich als es schon hell wird auf die nächstbeste Bank, um zu schlafen. Fahre nach etwa einer halben Stunde weiter. Die Strecke ist fast komplett flach und ziemlich eintönig. Zum größten Teil kenne ich die Strecke von meiner Tour mit Hilmar diesen Jahres – nur eben aus der Gegenrichtung. Komme irgendwann in heftigen Regen und ziehe meine Regenklamotten an. Als der Regen vorbei ist, ziehe ich alles wieder aus und verstaue es auf meiner Arschrakete. Nach etwa zwei Kilometern blockiert mein Hinterrad: Regenhose hat sich in der Bremsscheibe verknotet…
Ziehe nur noch Fetzen meiner Regenhose aus den Speichen und überlasse die Einzelteile der örtlichen Müllabfuhr. Dann eben ohne Regenhose weiter.
Als ich in das nächste Gewitter gerate, bietet mir ein Franzose an, dass ich mich bei ihm unterstellen kann. Wir unterhalten uns ein wenig übers Radfahren und ich frage ihn, warum die Französischen Autofahrer so rücksichtslos gegenüber Radfahrern sind, obwohl Frankreich doch eigentlich das Land der Tour ist und es viele große Radfahrer gibt. Er meinte nur, die Autofahrer hassen die Radfahrer. Der Nationalsport der Franzosen sei der Fußball. Radsport spiele da bei den wenigsten eine Rolle. Radfahrer würden nur als Verkehrshindernisse gesehen.
So ähnlich hatte ich mir das schon gedacht.
Als der Regen vorbei ist, fahre ich weiter und komme langsam wieder in hügelige Gegenden. Auf meiner Tour Richtung Alpe d‘ Huez muss ich durch Grenoble. Die Strecke dorthin habe ich eher nach Schnelligkeit, als nach Schönheit geplant und so werde ich übelst bestraft. Die Straße dorthin ist die Hölle. Also wirklich die Hölle. Es herrscht Verkehr wie auf der Autobahn, es gibt natürlich keinen Radweg und auch keinen Seitenstreifen. Die Autos und LKWs fahren wenige Zentimeter an mir vorbei und da es auch noch ein Gewitter gibt, werde ich total von dem Schmutzwasser vollgesaut.
Völlig entnervt buche ich mir eine Unterkunft in Voiron, wo ich nach einer kurzen Dusche völlig KO ins Bett falle.
Vorher habe ich allerdings noch die Busverbindungen von Nizza zurück gecheckt und mich für den Bus am Sonntagabend entschieden. Den nächsten Bus mit Fahrradmitnahme hätte es erst wieder am Dienstag gegeben.
Samstag
Beim Frühstück treffe ich auf zwei weitere Mitfahrer, die gestern deutlich nach mir ankamen und gar nicht so recht verstanden, warum ich schon so früh ins Hotel bin.
Müdigkeit?
Nach dem Frühstück mache ich mich auf Richtung Zielparcours. Der beginnt im besagten Alpe d’Huez und hat eine Länge von 380km bis nach Nizza, wobei noch einige sehr fiese Anstiege bewältigt werden müssen. An Grenoble vorbei hatte ich ausnahmsweise mal ein glückliches Händchen bei der Routenwahl, da ich komplett am Fluss auf einem Radweg unterwegs war. Hier kamen mir ausschließlich andere Radfahrer und Jogger entgegen. Sehr, sehr angenehm. 🙂
Danach zog es sich ewig bis zum Aufstieg nach Alpe d’Huez. Hatte ich gar nicht so auf dem Zettel. Dachte immer, jetzt muss es dochmal so weit sein, aber dann kam noch ne Kurve und noch eine….
Als es dann endlich so weit war, war ich doch ein klein wenig enttäuscht. Das soll jetzt der Radsport-Mythos schlechthin sein? Ich hatte mir das irgendwie beeindruckender vorgestellt.
Oben angekommen, traf ich einen der beiden vom Frühstück wieder, der ganz erstaunt war, dass ich jetzt schon aufkreuze. Weiß nicht genau warum – er wusste doch nicht, wann ich aufgebrochen bin?
Jetzt also „nur noch“ 380 Kilometer bis zum Ziel. Nachdem ich mich noch ein wenig gestärkt habe, starte ich den Zielparcours. An dieser Stelle war ich jetzt schon wieder auf Platz 71. 18 Plätze gut gemacht.
Was mir bei meiner Tour bisher so durch den Kopf gegangen ist war, dass ich eigentlich keine Zeit mehr für eine Hotelübernachtung habe, wenn ich morgen Abend meinen Bus erreichen möchte. Ich würde also mit kurzer Schlafpause durchfahren müssen.
Zunächst muss man den Col de Sarenne überqueren, was aber noch relativ problemlos geht. Nach der anschließenden Abfahrt geht es hoch zum Col du Lautaret und das war schon wirklich zum Abgewöhnen. Der Verkehr dort hinauf war unglaublich. Kolonnen von Autos haben mich überholt, gespickt mit Kolonnen von Motorrädern. Zeitweise fuhren wir zu dritt nebeneinander. Ich ganz rechts, von einem Auto überholt, das widerum von einem Motorrad überholt wurde. Etwa einen Kilometer vor dem Gipfel ging dann nichts mehr. Stau.
Ich bin links an der Kolonne vorbei, habe die Passhöhe überquert ohne anzuhalten und bin auf der anderen Seite wieder runter. Hier war eine Baustelle mit einseitiger Verkehrsführung die Ursache für den Stau. Gerade als ich ganz vorne ankomme, springt die Ampel auf grün und ich fahre mit den anderen Radfahrern vor allen anderen durch die Baustelle. Dahinter ergibt sich ein kleines Rennen mit zwei anderen Rennradfahrern. In teils halsbrecherischem Tempo fahren wir zu dritt die Passstraße runter und hängen alles ab, was hinter uns war. Richtig geil 🙂
Nach diesem Pass ging es weiter zum Col d’Izoard. Den bin ich vor Jahren schonmal gefahren. Da ich mich aber nicht mehr so genau an den Verlauf erinnern konnte, war das quasi wieder wie eine Erstbefahrung 🙂
Hier hoch war es schon deutlich ruhiger als beim letzten Pass. Eigentlich war man die meiste Zeit allein und bis auf den ein oder anderen schnelleren Radfahrer habe ich keine anderen Teilnehmer getroffen.
Als nächstes ging es dann zum Col de Vars. Ein weiterer 2000er auf dem Weg zum Ziel. Hier war nun gar nix mehr los, was auch daran lag, dass es jetzt schon früher Abend war. Da sitzen wohl die meisten Motorradfahrer schon beim Abendessen in ihrer Pension.
Ich fahre ein Stück mit einem Franzosen, der im nächsten Ort noch eine Pension gebucht hat und meinte, er müsse sich beeilen, um noch etwas zu essen zu bekommen. Da Übernachtung ja keine Option für mich ist, fahre ich allein weiter.
Oben am Col kommt mir von der anderen Seite ein Rennradfahrer entgegen, der – oben angekommen – entkräftet mitsamt Rad einfach umfällt. Noch vor mir ist jemand da, um ihm aufzuhelfen. Ich werde von einer anderen Person gefragt, ob ich auch Teilnehmer des Biking-Man sei, was ich natürlich verneine. Scheinbar gibt es noch eine andere Veranstaltung, die hier lang führt, nur in Gegenrichtung.
Als ich den Aufstieg zum Col de la Bonette und zur Cime de la Bonette beginne, ist es bereits dunkel.
Bei dem Aufstieg merke ich, wie mir langsam die Kräfte ausgehen. Ich muss immer mal wieder absteigen und eine Pause machen. Ab und zu kommen mir auch Radfahrer entgegen – vermutlich auch Teilnehmer des Biking-Man? Außerdem fängt mein Knie an zu schmerzen. Dieses mal ist es das rechte Knie. Bis hierhin hatte ich keine Probleme mit den Knien und ich wollte nicht, dass das jetzt zum Aus führt.
Irgendwann bin ich so KO, dass ich absolut nicht mehr weiter fahren kann und lege mich mit meinem Schlafsack neben die Straße. Da bin ich schon deutlich über 2000 Meter und laut meinem Tacho ist die Temperatur bei 4°C 😮
Dementsprechend will sich auch kein kuscheliges Gefühl in meinem Sommerschlafsack einstellen.
Nach einer Stunde gehts weiter. Nicht gerade erholt, aber etwas besser als vorher. Bis zum Col komme ich noch, zum Cime schiebe ich mein Rad. Zu KO, zu windig, zu unsicher. Aussicht ist natürlich mitten in der Nacht nicht so klasse. Sternenhimmel hatte ich mir aber auch eindrucksvoller erhofft.
Immerhin den höchsten Punkt der gesamten Tour erreicht – ab jetzt wirds flach(er) 🙂
Sonntag
Die Abfahrt hat mir dann nochmal alles abverlangt. Zum einen, weil es arschkalt war, zum anderen weil ich todmüde war und immer wieder kurz die Orientierung verloren habe. Ich muss wohl einige Schutzengel dabei gehabt haben, denn irgendwie bin ich da unfallfrei runter gekommen.
Gerade als ich mir im nächsten Ort einen Platz zum Schlafen suchen wollte, kam der Wiener Franzose (der vom Furkapass) aus einer Seitenstraße. Wir haben uns noch ein wenig unterhalten, dann ist er deutlich schneller als ich den Rest der Abfahrt gefahren.
Es wird wieder hell und die ersten Schilder Richtung Nizza tauchen auf. Leider hat der Veranstalter aber kein Einsehen und schickt uns noch über weitere Steigungen. Erstmal über den Col Saint-Martin. Der hats mir nochmal richtig besorgt. 🙁
Danach kam der Col de Turini. Den konnte ich nur noch mit zahlreichen Pausen fahren. Ich war einfach am Ende. Seit über 24h im Sattel mit dem Höhenprofil und nur einer Stunde zitternden Schlaf…
Als die Steigung zum Col de Castillon anfing, bin ich gleich wieder umgedreht und in das Dorf zurückgekehrt. Ohne was zu essen, würde ich diesen Berg nicht mehr schaffen. Also bin ich zum nächsten Bäcker, hab mir ein belegtes Brötchen in Form eines Fladenbrots und eine 1,5 Liter Flasche Cola gekauft und erstmal beides im Rekordtempo in mich reingestopft. Danach gings mir besser 🙂
Nach dem Col de Castillon war das Mittelmeer schon kurz zu sehen und ich glaube, wenn man gewollt hätte, hätte es sicher eine Strecke flach an der Küste entlang gegeben. Aber das wollte der Veranstalter nicht und hat uns stattdessen nochmal zwei Anstiege hochgeschickt. Erst den La Turbie, dann den Col d’Èze. Ich hab geflucht. 🙁
Aber immerhin war’s das. Jetzt ging es nur noch runter Richtung Uferpromenade, die so lang war, dass ich schon befürchtet habe, am Ziel vorbei gefahren zu sein. Aber irgendwann standen da tatsächlich ein paar Fahnen der Veranstaltung und ich sah einige andere Radfahrer und den Veranstalter Michael – und er hatte ein Finisher-Bier für mich in der Hand 🙂
Nachbetrachtung
Den Bus zu kriegen war dann kein Problem mehr. Duschen ging dann allerdings nicht mehr. Deo musste reichen. Man sah beim Betreten des Busses die Angst in den Gesichtern der Mitfahrenden, dass ich ihr Sitznachbar werden könne 😀
Gelandet bin ich dann bei einem anderen Radfahrer. Der war zwar nur mit eBike zu seiner Tochter gefahren und war im Gegensatz zu mir geduscht und sauber, aber mein Zustand schien ihn nicht weiter zu stören, oder er hat es sich nicht anmerken lassen.
Ich bin froh, dass ich das Rennen zu Ende gefahren bin. Nach meinem ersten Versuch mit einem DNF, meinem Transcontinental letztes Jahr mit einem DNF wäre das jetzt ganz schlecht für die Psyche gewesen, erneut nicht das Ziel zu erreichen. Was ich mir nicht erträumt hätte ist, dass man ohne Smartphone so aufgeschmissen ist. Klar, irgendwie kann man alles managen, aber ohne Smartphone ist man einfach vielfach aufgeschmissen. Hotel buchen, Wetter checken, gucken, wo man was zu essen bekommt, irgendwas anderes einfach recherchieren, Musik/Podcast hören oder – wie bei mir – Flixbus buchen. Das Ticket hast du auf deinem Smartphone und zeigst das dem Busfahrer. Alternative? In ein Internet-Cafe und das Ticket ausdrucken. Aber wo findest du ein Internet-Cafe wenn du kein Google Maps hast? Bilder unterwegs machen? Fehlanzeige. Digital Detox ist ne harte Nummer 🙁
Ansonsten hat eigentlich alles gestimmt. Ich war gut ausgerüstet und habe lediglich meine Mütze nicht gebraucht. Das mit dem Schlauch war natürlich kagge, aber ich hatte Flickzeug dabei – das geht auch. Dass ich beim Bikefitter war, war eine goldrichtige Entscheidung. Ich hatte zwar Sitzbeschwerden, aber die waren erträglich. Dafür keinerlei Knieschmerzen – außer hoch zum Col de la Bonette und auch sonst keine größeren Beschwerden. OK, das Gefühl in den Ring- und kleinen Fingern ist auch vier Wochen nach dem Rennen noch nicht wieder vorhanden, aber das kommt schon noch.
Was kommt als nächstes? Bin beim Sneak Peaks im September angemeldet. Gravel mit 770km und so knapp 30.000 HM in den Dolomiten. Bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das fahren soll, ob ich das fahren kann. Bin gerade nicht so motiviert und meine erste Fahrt gestern nach vier Wochen Pause macht mir auch nicht gerade Mut.
Mal sehen 🙂