Reiseblog
Soll: nix
Ist: irgendwie auch nix.
Es ist die Zeit nach dem Wettkampf. Den Boden der Tatsachen habe ich gestern wohl relativ klar beschrieben: man sollte nur einmal an den Ort seiner Sehnsüchte reisen. Man wird diesen Ort fortan verehren und für heilig erklären und glücklich mit dieser Erkenntnis bis an das Ende aller Tage leben.
Heute ist ein neuer Tag. Zeit und Gelegenheit, die Lebensgeschichte weiter oder neu zu schreiben.
Zunächst mal nix wirklich Spektakuläres: der Muskelkater kam wie erwartet und nistete sich gemütlich in den Oberschenkeln ein.
Wir haben den freien Tag bis zur Siegerehrung dazu genutzt, die Insel nochmals ein wenig zu erkunden.
Abends waren wir mit den anderen Finishern zur Siegerehrung verabredet und so trafen wir uns um kurz vor sechs mit Udo samt Kindern, Thomas und Anne, Andreas und Sarah und Patrick mitsamt Bruder Felix.
Als Highlight kann man wohl hervorheben, dass wir ein 1A Timing hingelegt haben. Wir waren ein klein wenig zu spät am Treffpunkt. Das aber hat dazu geführt, dass uns eine Frau auf dem Weg zur Siegerehrung ihr Ticket für die Teilnahme angeboten hat – und zwar umsonst. Somit hatten Nora und ich 55$ gespart. Soviel kostet nämlich das Ticket für Angehörige (Teilnehmer des Ironman dürfen freundlicherweise umsonst rein).
Das Buffet war OK aber keinesfalls 55$ wert. Das gilt auch nicht für das folkloristische Programm.
Als wir gegessen hatten, das kulturelle Angebot „bewundert“ hatten und diverse Zeremonien über uns haben ergehen lassen, verabschiedeten wir uns, bevor es noch zur offiziellen Siegerehrung kam.
Dem Nachwuchs sein Dank. Außerdem mussten wir noch packen, weil es am nächsten Tag weiter nach Kanada gehen sollte.
Montag.
Wir packen alle Sachen in unseren Camaro und ich habe das Gefühl, dieses mal passt irgendwie alles besser. OK, es ist hinter den beiden vorderen Sitzen immer noch kein Platz für einen Kindersitz, aber die Fahrt verläuft total entspannt.
Am Flugsteig, der eher dem eines Dorfflughafens gleicht, die Familie samt Koffer ausgeladen und zur Mietwagenstation gefahren, um die Karre abzugeben.
Zurück am Gate ergibt sich folgendes Bild: United Flugschalter geschlossen. Es gibt eine Kontrolle, bei der man sein Gepäck durchleuchten muss, womit sichergestellt wird, dass man kein Obst von der Insel mitnimmt. Aber auch dort: tote Hose, bzw. es gibt eine Schlange, die aufgrund Arbeitsunlust nicht abgearbeitet wird.
Wir entscheiden uns für die Kontrollschlange – andere direkt für den United Schalter.
Nach einer halben Stunde des Wartens sollten wir Recht behalten: bei uns tat sich was – bei United wurden die Leute darum gebeten, sich in die Bananen-Kontroll-Reihe einzuordnen.
Strike!
Nach weiteren zehn Minuten waren wir kontrolliert und durften ausreisen.
Also hin zum United Schalter, wo wir darauf hofften, eingecheckt zu werden. Hier standen noch ungefähr fünf Leute vor uns, was aber nicht bedeutete, dass man innerhalb von vielleicht 15 Minuten dieses Prozedere überwunden hätte.
Ich fühlte mich an Grenzkontrollen der früheren DDR erinnert.
Ich schätze, wir waren ca. drei oder 2,5 Stunden vor Abflug da. Bis wir endlich zum einchecken kamen, war die Schlange hinter uns schon ca. 100m lang. Keine Ahnung, ob und wie die noch alle mitkommen wollen.
Wir hatten es dann jedenfalls irgendwann geschafft unser Gepäck einzuchecken und durften dann zum Gate.
Der Flug nach San Francisco verlief unspektakulär.
In San Francisco gings dann weiter mit Air Canada nach Toronto. Auch hier keine besonderen Vorkommnisse.
Dienstag:
Canada Einreise: ey Donaldisten: nehmt euch mal ein Beispiel an euren nördlichen Nachbarn. Statt ewig in einer Schlange zu stehen und darauf zu warten, dass einem ein einzelner der Homeland Security den Stempel in den Pass drückt, geht das hier ratzfatz über die Bühne.
Vielleicht liegt das auch daran, dass die einem keine bescheuerten Fragen á la „wollen Sie in unserem Land einen Terroranschlag verüben?“ stellen.
Wir sind also in Kanada.
So ganz ohne „Problemchen“ gehts auch hier nicht weiter. Auf dem Monitor heißt es noch, dass wir unser Gepäck am Band sechs entgegen nehmen sollen. Nachdem sich dort aber ca. eine halbe Stunde nix tut, bekommt man durch andere Mitreisende mit, dass das Gepäck an Band zehn ankommt.
Dort drehen die Koffer tatsächlich schon mehrfach die Runde…
Was den Radkoffer angeht, soll dieser eigentlich bei der Sperrgepäckausgabe rauskommen.
Ein Mitreisender (vermutlich Kanadier) und anhand seiner Klamottenwahl als Ironman Teilnehmer zu erkennen verrät mir aber, dass es wohl Probleme mit den Radkoffern gäbe und seiner zumindest nicht mitgekommen sei.
Also beim Gepäckschalter von Air Canada vorstellig geworden und gefragt, wo denn das eigene Rad sei.
Der Mann am Schalter hackt irgendwas in seinen Computer, greift zum Telefon, fragt mich, welche Farbe mein Radkoffer habe und fragt mich schlussendlich, in welchem Hotel ich untergebracht sei.
Dann die Information, dass auch mein Rad wohl nicht mitgekommen sei.
Erinnerungen an 2014 wurden wach.
Als das geklärt ist, erklärt er mir, dass mein Radkoffer später ankommen würde und man ihn mir im Laufe der Nacht ins Hotel liefern würde.
Keine Ahnung warum, aber irgendwie ist mir diese Info scheißegal.
Kommt er nicht, brauch ich das Ding wenigstens nicht für den Rest der Reise mit mir rumzerren und ich würde Air Canada den Preis in Rechnung stellen.
Wir verlassen also den Flughafen und fahren mit der Bahn nach Toronto Downtown, wo wir im Fairmont Royal York Hotel untergebracht sind.
Die Unterbringung erweist sich als genial, denn wir müssen nur aus der Bahnstation raus und sind quasi direkt im Hotel.
Nachdem wir eingecheckt haben, dürfen wir sogar direkt in unser Zimmer, obwohl es gerade mal zehn Uhr vormittags ist.
Da wir durch die Reise und den Jetlag (+5 Stunden) etwas KO sind, machen wir erstmal ein kleines Nickerchen, bevor wir uns auf die Suche nach was Essbarem machen. Dank Tripadvisor hat man auch in unbekannten Städten kein Problem mehr, was Passendes zu finden und so führt uns die App zu einem Thailänder, der wohl recht angesagt sein muss.
Beim Gang über die Straßen fällt auf, dass es hier schon recht geschäftig zugeht. Die Leute sind eilig unterwegs.
Dann fällt auf, dass es hier einige Obdachlose gibt. Die sieht man zwar in anderen Großstädten auch, aber hier schlafen sie mitten auf dem Bürgersteig. Also nicht so, wie ich es kenne, irgendwo unter einer Brücke oder in irgendeiner Nische, sondern direkt und mittig dort, wo jeder langlatscht: pennend – nicht bettelnd – einfach nur in einem Schlafsack.
Ich finde sowas total befremdlich.
Nach dem Mittagessen ziehen wir weiter Richtung CN-Tower den man als Toronto Tourist wohl mal erklommen haben muss.
Die Aussicht von dort oben ist wirklich beeindruckend und unser Hotel, das vorher noch so einen imposanten Eindruck gemacht hat, ist von dort oben fast kaum noch auszumachen.
Den Rest des Tages verbringen wir an der Uferpromenade und später im Pool des Hotels,
Irgendwann später am Abend werden wir vom Empfang angerufen, dass ein Radkoffer für uns abgegeben wurde.
Haben wir das Ding also doch an der Backe.