Sonntag, 01.06.2014 – Urlaubsende und erster Trainingstag

Sonntag, 01.06.2014 – Urlaubsende und erster Trainingstag

Nach dem beschaulichem Städtchen Pahrump ging es ins ganz und gar nicht beschauliche Spielerparadies Las Vegas.
Nun sagt jeder Reiseführer, dass man Las Vegas gesehen haben muss und sich zwei Tage dafür Zeit nehmen solle. Gesehen haben muss man das wirklich, aber ich bin froh, dass wir nur eine Nacht gebucht haben, denn diese Stadt ist so gar nicht meins und auch nicht für Nora. Jetzt sind uns Großstädte nicht fremd, aber hier fühlen wir uns echt wie zwei Landeier. Hier ist es einfach nur laut, voll und heiß. Die Wege sind so angelegt, dass man fast zwangsläufig von einem Casino ins nächste kommt, überall wird man vollgetextet, dass man in irgendeine Show gehen solle und ständig muss man aufpassen, dass man nicht von Typen umgerannt wird, die auf ihren Smartphones rumtippen und dabei nicht nach vorne gucken. Kurzum: Las Vegas ist die Hölle. 

Wir sind also froh, als wir uns am Montag (Memorial-Day) auf den Weg zum Grand Canyon machen. Dort haben wir einen Rundflug gebucht, um uns die ganze Sache mal aus der Vogelperspektive anzusehen. Kurzurteil: beeindruckend!

 

Grand Canyon aus der Vogelperspektive
Grand Canyon aus der Vogelperspektive

Danach ging es gleich weiter Richtung LA. Da die Strecke LasVegas – Grand Canyon – Los Angeles an einem Tag doch etwas weit ist, machen wir einen Zwischenstopp in Laughlin. Wieder so ein Kaff und zugleich viertgrößte Spielerstadt Nevadas. Einziger Vorteil: die Hotels sind saugünstig. Hier zahlen wir nur irgendwas um die 40 $ für die Übernachtung. Laughlin liegt direkt am Colorado River. Man könnte also meinen, dass die Temperaturen hier erträglich sind. Das Gegenteil ist der Fall. Hier weht ein dermaßen heißer Wind, dass man meinen könnte,  jemand hat den Fön angelassen.
Nach einigem Suchen finden wir auch ein Restaurant, in dem man was Vernünftiges zu essen bekommt. In diesem Fall fiel unsere Wahl auf Bubba Gump – unser bislang teuerstes Essen nach Red Lobster.

Am nächsten Morgen sahen wir zu, dass wir Laughlin so schnell wie möglich den Rücken kehren und fuhren Richtung LA. Dort hatten wir ein Hotel in San Pedro, was sich im Nachhinein als nicht so glückliche Wahl erwies, weil San Pedro zwar sehr nett ist, aber doch etwas weitab vom Schuss. So mussten wir eine halbe Ewigkeit fahren, um zu den Touristen HotSpots zu kommen, den Hollywood Blvd mit seinen ganzen Sternen.
Wer nun meint, dass es hier äußerst glamourös zur Sache geht, hat sich – genau wie wir – getäuscht. Die Straße ist dreckig, stinkend und man wird (natürlich) alle fünf Meter von irgendwem angequatscht. So sehr wir uns auch anstrengten, aber irgendwie konnten wir nicht verbergen, Touris zu sein…
Unsere Vermutung war, dass diese Straße mindestens eine Woche vor Verleihung der Oscars komplett gesperrt und aufwändig mit Hochdruckreinigern und Desinfektionsmitteln von seinem ganzen Gestank befreit wird.
Da ging es im benachbarten Beverly Hills doch schon etwas luxuriöser zu. Und wieder einmal zeigt sich, dass in USA absoluter Reichtum und absolute Armut oft sehr dicht beeinander liegen und gegensätzlicher kaum sein könnten.
Leider blieb uns nicht viel Zeit für LA, so dass wir schon am nächsten Tag weiter fuhren. Jetzt gings den Highway #1 Richtung Norden – immer an der Küste entlang. Für diese Strecke wäre ein Cabrio genau die richtige Wahl gewesen. Unser langweiliger Mazda 5 war aber auch ganz OK.
Nach einem Zwischenstopp in Santa Barbara ging es weiter Richtung Monterey, wo wir ganz in der Nähe die Nacht verbrachten. Auch hier zeigt sich einmal mehr, dass man, wenn man nicht gerade in einer Großstadt nächtigt, ab neun Uhr abends absolute Probleme bekommt, ein Restaurant zu finden, das noch auf hat (wenn man mal von den Burgerketten absieht, aber das sind ja auch nur ihrer eigenen Meinung nach Restaurants).
Am Abend kündigen wir Bernhard noch per SMS unser Kommen für den nächsten Tag an.

Überrascht werden wir am nächsten Morgen durch zwei Dinge: 1. meine Söhne gratulieren mir zum Vatertag. („der ist doch erst am Donnerstag…“) und durch Bernhards Antwort: „wann fliegt ihr denn morgen?“
So langsam dämmert mir, dass heute tatsächlich schon Donnerstag ist und wir ja morgen fliegen. Nora war auch einigermaßen überrascht. Sie wusste zwar, dass heute Donnerstag ist, dachte aber, dass wir Samstag fliegen. Also gingen wir beide davon aus, dass wir noch zwei Tage für San Francisco haben. Dem war aber nicht so 🙁
Äußerst dumm daran war, dass wir für heute Tickets für Alcatraz gebucht hatten (noch von Deutschland aus). Das konnten wir jetzt natürlich vergessen. Die Fähre wäre etwa zehn Minuten später gegangen…
Also hieß es jetzt, das restliche Touriprogramm im Schnelldurchlauf zu meistern: nach Monterey rein, Seelöwen und Delphine bewundert, dann nach San Francisco, im Hotel eingecheckt (Chinatown und – ganz großes Plus: mit Parkplatz), dann runter zur Fisherman’s Wharf, Räder geliehen und damit über die Golden Gate Bridge geradelt.

Golden Gate Bridge
Golden Gate Bridge

Dabei festgestellt, dass am Sonntag der Triathlon „Escape from Alcatraz“ stattfindet. Bin ein bisschen traurig, dass ich das nicht vorher wusste. Sonst hätte ich mich garantiert angemeldet und wäre dort gestartet. Den Rückflug hätten wir ja auch drei Tage später machen können. Bernhard versicherte mir dann aber, dass man sich da gar nicht so einfach anmelden könne und dass er es auch schon zweimal erfolglos probiert hätte. Jetzt bin ich nicht mehr ganz so traurig, denn ich hätte bestimmt auch keinen Platz bekommen. Bestimmt….

Nach der obligatorischen Fahrt mit der San Franisco Cable Car gehts zurück zum Hotel und dann in ein chinesisches Restaurant (wenn man schon mal in Chinatown ist).

Am nächsten Morgen treffen wir uns nochmal mit Bernhard zwecks Radübergabe und dann gehts zum Flughafen. Mietwagenrückgabe und CheckIn verlaufen problemlos, so dass wir pünktlich im Flieger nach Toronto sitzen. Dort haben wir dieses mal nur kurz Aufenthalt, müssen im Flieger aber noch auf ein paar Nachzügler warten, so dass wir etwas verspätet nach Frankfurt loskommen. Weil wir durch die Nacht fliegen, gibt es auf dem Rückflug keine spektakulären Bilder von Grönland zu sehen. Um etwa zwölf Uhr mittags sind wir wieder zurück in Deutschland und bekommen zuallererst mal Stress mit dem Zoll. Der will nämlich wissen, was in meinem (völlig unbeschädigtem) Pappkarton ist. Als ich ihm erkläre, dass sich darin mein Wettkampfrad befindet, wird er erst recht neugierig und fragt mich, ob ich denn eine Bescheinigung hätte, dass ich das auch vorher aus Deutschland ausgeführt hätte.
Was für eine Bescheinigung?
Nora fällt zum Glück ein, dass ich ja eine Quittung von Air Canada über zusätzliches Sperrgepäck habe und kramt diese hervor. Der Zöllner ist glücklich – und wir sind es auch.
Hinterher sehen wir, dass wir ihm die Quittung vom Rückflug gezeigt haben, aber das hat er offensichtlich nicht gemerkt – scheint des englischen nicht mächtig zu sein.

Nun hätte ich heute eigentlich eine Stunde Rad fahren sollen, war aber aufgrund der ganzen Reiserei wenig angetan von der Idee. Und da morgen sowieso frei sein sollte, kann ich das ja auch auf morgen verschieben. Da hat Frank wenigstens auch Zeit.

Also kommt es am Sonntag – irgendwann nach dem Frühstück, also um zwölf – zur ersten Radausfahrt, bzw. überhaupt zur ersten sportlichen Betätigung nach dem Ironman.
Wir fahren los und ich fühle mich überhaupt nicht fit. Ich muss wirklich treten wie ein Ochse, um überhaupt vom Fleck zu kommen und Frank fragt schon ganz besorgt, ob ich keuchen würde, oder was das für komische Geräusche sind. :rolleyes:
Ich könnte meinen, mir zieht irgendjemand am Hinterrad.
Als Frank sich nach einer halben Stunde irgendwas in den Mantel fährt und dieser kurz Luft verliert (nur kurz, weil er Pannenmilch im Mantel hat, die diesen sofort abdichtet), kontrolliere ich mal mein Hinterrad und siehe da: es bewegt sich nicht, weil die Bremse direkt an der Felge sitzt und dieses nachhaltig abbremst.
Kein Wunder, dass ich aus dem letzten Loch gepfiffen habe.

Der Rückweg ist dann deutlich einfacher zu fahren und nach etwas mehr als einer Stunde bin ich wieder zu Hause.

 

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