Montag, 12.05.2014 – Baden verboten

Montag, 12.05.2014 – Baden verboten

Die Hoffnung, heute länger zu schlafen endet um genau vier Uhr. Also nix gewonnen gegenüber gestern. Im Unterschied zu gestern bleiben wir aber noch im Bett liegen und dösen noch vor uns hin. Unbestätigten Aussagen zufolge soll ich sogar nochmal eingeschlafen sein – angeblich haben mich Sägegeräusche verraten.
Beim Frühstück entscheide ich mich heute gegen Waffeln und Käseomelette und esse stattdessen aufgekochte Haferflocken. Um dem ganzen wenigstens so etwas wie Geschmack hinzuzufügen, kommen noch Melone, Banane und ein Erdbeerjoghurt obendrauf.

Danach gehts zum See, um das heutige Freiwassertraining zu absolvieren.

In den Unterlagen vom Ironman steht, dass das Schwimmen im See verboten sei und tatsächlich sieht man nicht einen einzigen Menschen im Wasser. Ich frage ein paar Einheimische, aber die können mir auch nicht weiterhelfen. Also verwerfe ich die Idee mit dem Schwimmen und mache mich mit Nora auf den Weg, die wichtigsten Punkte zu identifizieren: also Wechselzone, Laufstrecke und Ziel.
Nachdem wir alles inspiziert haben, werde ich von einer Läuferin angesprochen, die sich erkundigt, ob ich auch mitmachen würde. Ich bejahe und sie sagt, dass sie ebenfalls mitmachen würde, es ihr erster Ironman sei und so weiter. Sie erklärt uns genauestens ihr Ernährungskonzept, was sie trinken wird (das Zeug vom Veranstalter würde zu wenig von dies und von jenem enthalten), bietet mir an, dass ich was aus ihrer Trinkflasche probieren dürfe (was ich dankend ablehne und sie mit einem Spruch kommentiert, dass wir Europäer so zurückhaltend seien – ihre Mum hätte eine zeitlang in der Schweiz gelebt). Dann bietet sie mir an, dass sie mir noch einen Beutel davon ins Hotel bringen würde. Als ich auch das dankend ablehne, kommen wir auf andere Themen zu sprechen, zum Beispiel, warum man in dem See nicht schwimmen dürfe: Privatbesitz. Man darf nur zweimal im Jahr in den See: zum Ironman und irgendeinem Schwimmevent (Nachtrag: Nora korrigiert mich, dass es der Ironman 70.3 sei). Es gibt auch noch andere Seen, aber da dürfe man nur rein, wenn man von einem Kajak begleitet wird, da es dort Schlangen und Krokodile!!! geben würde.

Mein Bedarf an Freiwasserschwimmeinheiten hat sich erledigt.

Auf die Frage, ob sie glaubt, dass Neopren erlaubt sei, meint sie nur, dass es sowieso viel zu heiß wäre, mit Neo zu schwimmen und die Leute anschließend reihenweise umkippen würde. Sie wüsste das, weil sie schon dreimal Helferin war. Sie würde auf alle Fälle ohne Neo schwimmen, weil sie eine gute Schwimmerin sei.

Ich bin beeindruckt.

Sie fragt mich, wieviel ich schwimmen würde und ich antworte ihr, dass ich so 1:10 brauchen würde.

Jetzt ist sie beeindruckt.

Sie schwimmt etwa 1:30.

Jetzt bin ich wieder beeindruckt: wie kann man von sich behaupten, dass man mit 1:30 eine gute Schwimmerin sei? 

Die Unterhaltung geht noch eine ganze Weile weiter und wir erfahren wieviel Kinder sie hat, wie alt sie sind, wo ihr Mann arbeitet und wie sie zum Sport kam. Am Ende erkundigt sie sich nach meiner Startnummer und versichert mir, dass sie gucken werde, wie ich abgeschnitten habe und mir die Daumen drückt.
Die Amerikaner sind schon irgendwie ein lustiges Volk – sehr kommunikativ jedenfalls. Während wir so über die Laufstrecke gegangen sind, hat uns jeder gegrüßt, dem wir begegnet sind. Das ist hier wie auf dem Lande.

Die Sache mit dem Freiwasserschwimmen lässt mir nun doch keine Ruhe. Steht ja schließlich auf dem Trainingsplan. Also suche ich noch ein wenig und stoße auf die Seite von OutRival Training. Sie bieten für Ironman Teilnehmer kostenlose Schwimmtrainings an und heute soll noch ein Training um 19 Uhr stattfinden, das an einem See liegt.
Also setze ich mich rechtzeitig ins Auto und fahre dorthin. Tatsächlich ist dort ein See, nur ist der so klein, dass man ungefähr 1,5 Minuten braucht, um von einem Ufer zum anderen zu schwimmen. Was ich auf Google Maps nicht gesehen habe war, dass direkt neben dem See ein Freibad ist. Also schwimmen auf der Bahn…
Als die Trainerin kommt, frage ich sie, ob es wirklich nirgendwo die Möglichkeit gibt, im Freiwasser zu schwimmen. Antwort: nein
Und wenn ich in dem See schwimme, in dem auch der Ironman stattfindet? Sie sagt, probier es aus, aber sie werden dich rausholen. Einzige Möglichkeit ist, am Freitag zwischen acht und zehn zu schwimmen – da wird ein Freiwassertraining vom Veranstalter angeboten.
Ich überlege, ob ich gleich wieder nach Hause fahren soll, bleibe dann aber doch und schwimme ihr Programm. Ein Argentinier und ich sind die einzigen IM-Teilnehmer und bekommen ein eigenes Tapering-Programm. Also eigentlich schwimme ich es allein, weil mein Mitschwimmer so gut wie kein Englisch spricht und versteht und deshalb auch keine Ahnung hat, was die Trainerin sagt.

So schwimme ich 2800 yards was ungefähr 2560m entspricht und gehe nach einer dreiviertel Stunde raus. Die Trainerin meinte dann noch irgendwas von „strong swimmer“ und dass das alles schon recht gut aussehen würde, nur meine Beinarbeit…

Aber das wusste ich ja auch schon vorher. 

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