Sonntag, 05.07.2015 – der vorerst letzte Tag

Sonntag, 05.07.2015 – der vorerst letzte Tag

Soll: Ironman Frankfurt
swim: 1.08-1.13
bike:4.58-5.06, erste 20min piano, an Anstiegen nicht zu dick treten!!!
run:3.38-3.47, erster km NICHT schneller als 6.00/km, 2.Km 5.50/km, dann auf 5.12/km beschleunigen

Ist: Finde die vorgegebenen Zeiten jetzt gar nicht sooo unrealistisch und will mich überraschen lassen was passiert.
Mit dem Einschlafen habe ich keine Problem und erst der Wecker holt mich aus dem Schlaf. Um drei Uhr stehe ich auf, so habe ich noch eine Stunde Zeit, bis mich Martin abholt. Wir wollen noch Frank abholen und dann nach Frankfurt fahren, um von dort mit dem Shuttlebus zum Start zu fahren. Das hat den Vorteil, dass wir nach dem Rennen gleich das Auto vor Ort haben und nicht noch wieder zum Langener Waldsee fahren müssen, um dort das Auto abzuholen.
Stehe um vier Uhr auf der Straße – aber kein Martin ist da. Gegenüber wuselt Uwe in der Küche rum und er versichert mir, dass ich mit ihm mitfahren kann, falls Martin nicht kommt.
Ich komme aus der Nummer also nicht mehr raus. :rolleyes:

Kurz danach kommt Martin tatsächlich noch.  Dann noch Frank abgeholt und ab nach Frankfurt. Dort angekommen, haben wir kein Problem, einen Parkplatz zu finden. Vom Parkplatz müssen wir noch etwa 500 Meter bis zur Bushaltestelle gehen, dann sitzen wir im Bus zum Langener Waldsee und sind bestens aufgelegt.

In der Wechselzone angekommen, mache ich meine Getränke fertig und versuche, irgendwo meinen Schlauchreifen festzumachen.
Jaja… eigentlich hatte ich ja gesagt, dass ich darauf verzichte. Dann habe ich aber doch noch ein wenig Angst bekommen, dass ich wegen eines Reifendefekts irgendwo in the middle of nowhere hängenbleibe und zusehen kann, wie ich wieder nach Hause komme.
Am Ende habe ich ihn irgendwie zwischen Lenkkopf und Lenkertrinkflasche mit Panzertape festgefrickelt. Eine Verbindung, die nicht lange halten sollte, wie sich später herausstellte.
Auf die Reifen noch neun Bar gepumpt, über meinen Zweiteiler noch einen Einteiler zum Schwimmen angezogen (der Zweiteiler hat große Taschen am Rücken und meine Befürchtung war, dass die sich wie ein Bremsfallschirm mit Wasser füllen) und dann etwas orientierungslos zum Strand. Dort habe ich vor lauter Zuschauern nicht so genau gewusst, wo ich überhaupt hin muss, fand dann aber irgendwo einen Torbogen und bin zielstrebig darauf zu. Dort wurde ich aber abgewiesen, weil das der „Eingang“ für die zweite Startgruppe war. Ich war ja nun in der ersten Startgruppe und musste einen anderen Eingang nehmen.
Die Zeit wurde jetzt etwas knapp.
Gerade als die Nationalhymne angestimmt wird, erreiche ich den Startbereich, wo ich auf Udo treffe. Ich präge mir nochmal ein, wo ich in etwa hinschwimmen muss – und schon gehts los.
Das Wasser war wirklich angenehm warm – von daher ging das mit dem Neoverbot vollkommen in Ordnung. Das Schwimmen war auch total easy, da in der ersten Startgruppe ja nur 500 Starter waren.
Laut Plan sollte der Landgang nach 1500 Metern kommen. Etwas zerknirscht war ich, dass meine Uhr dort ziemlich genau eine halbe Stunde anzeigte. Das war ja mal eine richtige Grottenzeit.
Jetzt kam eine Gerade von etwa 1000 Meter bis zur nächsten Wendeboje. Also stellte ich mich auf weitere 20 Minuten ein – zumal ich merkte, dass meine Kräfte ein klein wenig nachließen. Zu meinem Erstaunen zeigte meine Uhr für diese Strecke „nur“ 17 Minuten. Der Plan vom Veranstalter schien also nicht so ganz zu stimmen.
Nach 1:11 habe ich wieder festen Boden unter den Füßen – bis zum Überqueren der Zeitmessmatte kommen noch ein paar Sekunden dazu, so dass es eine 1:12 wird. Da ich schon mit einer 1:16 gerechnet hatte, war ich noch so einigermaßen zufrieden. Passte ja auch gerade noch so in die Vorgabe des Trainers (s.o.).
Der Wechsel verlief problemlos und mein Rad habe ich auch sofort gefunden. Also rauf auf den Hobel und losgefahren. Hier zeigte sich schon nach zwei Kilometern, dass meine Panzertape Konstruktion nicht geeignet war, den Schlauchreifen für 180 Kilometer an seinem Platz zu halten. Spätestens auf der Hanauer Landstraße mit seinen Schlaglöchern hätte ich mich von dem Ding verabschieden können. Also den Schlauchreifen ganz abgemacht und in die Rückentasche gesteckt – aerodynamisch gesehen natürlich der Ober-GAU

Das Radfahren begann eigentlich ganz angenehm. Ich fühlte mich wohl und konnte richtig Druck machen. Dabei habe ich mir auf dem Tacho nur Wattzahl, Trittfrequenz und Gesamtkilometer anzeigen lassen. Ich wollte mich nicht durch die Anzeige der Geschwindigkeit unter Druck setzen.
Vor dem Ende der ersten Runde merkte ich jedoch, wie mir übel wurde, mehr und mehr die Kräfte schwanden und wie ich über das Aufgeben nachdachte. Allein der Gedanke, noch eine weitere Runde fahren zu müssen, hat mir mental den Stecker gezogen. Ich dachte nur immer „ich bin diese Runde schon hundert mal gefahren. Und heute fahre ich sie zum 101. und 102. mal und darauf habe ich keinen Bock.“

Die letzte Konsequenz bleibt dann ja doch meistens aus: „was soll ich jetzt am Römer?“, „dann muss ich ewig auf die anderen warten“, „wie komme ich wieder nach Hause?“

Also hab ich mich auf die zweite Runde gemacht. :rolleyes:

Dort habe ich an der ersten Verpflegungsstation als erstes meine Flasche mit den Gels entsorgt. Ich war fest davon überzeugt, dass diese ekligen pappsüßen und total warmen Gels für meine Magenprobleme gesorgt haben. Also Gelflasche weggeworfen und dafür eine Flasche mit Cola und eine mit Wasser angenommen. Die Cola erwies sich als genauso eklig wie das Gel: lauwarm und mit Wasser verdünnt.
Also habe ich ab sofort nur noch Iso und Wasser zu mir genommen. Beides war angenehm kühl und das Iso hat sogar noch recht lecker geschmeckt.
Die Hitze fand ich erträglich, aber dennoch lief es absolut nicht rund. Mein Ziel, höchstens 5:05 zu brauchen, konnte ich schon komplett vergessen. Ich war auch mittlerweile total unmotiviert, das Rennen überhaupt zu Ende zu bringen.

Ich überlegte, nach dem Radfahren einfach im Wechselzelt sitzen zu bleiben und auf Frank zu warten. Ihn könnte ich ja dazu überreden, das Laufen sein zu lassen und stattdessen irgendwo ein Bier trinken zu gehen.
Dann war ich mir aber nicht ganz sicher, ob er mitmacht. Schließlich war er in den letzten Wochen sehr akribisch, was das Umsetzen des Trainingsplanes betraf. Am Ende würde er noch laufen wollen und wäre sogar noch schneller als ich. Dann hätte ich mit Zitronen gehandelt.

Im Wechselzelt treffe ich auf einen Vereinskollegen, der genauso unmotiviert ist wie ich. Quatsche noch ein wenig mit ihm und mache mich dann auf den Weg.
Ich kann nicht behaupten, dass sich meine Beine frisch angefühlt hätten. Ich war ziemlich langsam und die linke Niere schmerzte.
Hab kurz darüber nachgedacht, dass der Leiter der Notfallmedizin verkündet hatte, dass er auf Rennabbruch drängen wird, wenn zu viele Athleten medizinisch versorgt werden müssen. Das wäre natürlich meine Chance, aus der Nummer ohne Gesichtsverlust rauszukommen. Als ich jedoch zum ersten Sanizelt komme, liegt da gerade mal einer auf der Bahre – und der sah eigentlich auch noch ansprechbar aus. Die Option konnte ich also vergessen.
Stattdessen traf ich jetzt ca. alle 1000 Meter entweder Arbeits- oder Vereinskollegen – und ich nahm jede Möglichkeit zu einer Pause dankbar an.
Die erste Runde war dementsprechend langsam. Auf der zweiten Runde gabs nicht mehr so viel zu erzählen, so dass ich da eigentlich etwas schneller sein müsste. Verglichen habe ich das aber noch nicht. Ich war jedes mal heilfroh, zu einer Verpflegung zu kommen, weil man sich hier vernünftig kühlen konnte und ausreichend zu trinken bekam. Bis auf Red Bull und Salzwasser habe ich wirklich alles an Getränken in mich reingeschüttet (Wasser, ISO, Cola).
Auf dem Rad hatte ich jede Stunde eine Salztablette genommen – von daher war ich überzeugt, dass das reichen sollte.

Richtig fies wurde es dann nochmal gegen Ende, als ich merkte, dass ich theoretisch noch eine Chance habe, unter 11 Stunden zu finishen. Also die letzten drei Verpflegungsstationen nur noch zum Abkühlen genutzt und mein Wohlfühltempo eingetauscht gegen etwas, was mir nochmal richtige Schmerzen in den Beinen verursachte.

Am Ende hat sich dieser kurzzeitige Aufwand gelohnt. Mit 10:58 bin ich noch unter der 11 Stunden Marke geblieben.
Im Ziel habe ich mich dann erstmal intensiv dem Stand mit dem Weizenbier gewidmet.
Dass es kein alkoholfreies Weizen gab, fanden einige fahrlässig – mir war das völlig wurscht.

Jetzt begann für mich das lange Warten auf Martin und Frank.
Martin kam dann etwa zwei Stunden und Frank 2:15 Stunden nach mir ins Ziel.

Für mich beginnt jetzt eine hoffentlich glücklichere Zeit mit Sport, wenn ich das Bedürfnis habe, Sport zu treiben. Ich werde mit Sicherheit weiter Triathlon machen – aber ich werde mit Sicherheit im nächsten Jahr keine Langdistanz machen. Ich weiß nicht mal, ob ich 2017 eine Langdistanz machen werde, oder überhaupt noch einmal in meinem Leben.
Erst muss die Lust auf hohe Trainingsumfänge wieder zurückkehren – dann werde ich auch über diese Ziele nachdenken.
Vielleicht gibt es ja noch einmal ein Comeback in der M55.

Jetzt mache ich erst mal Pause, werde die todo-Liste der unerledigten Dinge am Haus versuchen, etwas einzudampfen und dann kommt die Vorbereitung für den Berlin Marathon Ende September. Dort wollte ich eigentlich unter 3h laufen – aber das hat sich mittlerweile auch wieder ein wenig relativiert.

Wir werden sehen.

Ein Gedanke zu „Sonntag, 05.07.2015 – der vorerst letzte Tag

  1. Trotzdem Glückwunsch zum Finish auch wenn’s langsamer als geplant war. Eine Langdistanz ist halt kein Wunschkonzert. Mir geht’s mit ähnlich mit Langdistanz Triathlon, ich kann mich eigentlich nicht mehr motivieren. Zuviel zeitaufwendiges Training, vor allem viel lange Einheiten. In der M55 macht’s dann aber richtig Spaß die alten Säcke auf der Kurzdistanz aufzumischen – glaub mir :smokin:.
    In dem Sinne, hang loose und vielleicht sieht man sich ja mal an der Start- oder noch besser Finishline 🙂

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